Eine Atempause im Sparkurs

Nachricht Hannover, 15. Juni 2014

Bericht von der 2. Tagung der 25. Landessynode (Juni 2014)

Die wichtigste Weichenstellung der Landessynode während 2. Plenartagung verbarg sich unter dem unscheinbaren Titel „Eckdaten zur Haushaltsplanung und mittelfristige Finanzplanung“ im Bericht des Landessynodalausschuss. Schwerpunktausschuss, Finanzausschuss und Landessynodalausschuss hat-ten im Vorfeld der Tagung empfohlen, bei der Vorbereitung der Beschlüsse zum Haushaltplan 2015/2016 und zum nächsten Planungszeitraum ein Moratorium einzuplanen und den Planungszeitraum auf sechs Jahre zu verlängern. Diese Frage wurde im Plenum und in den Synodalgruppen durchaus kontrovers diskutiert. Vor allem die Finanzfachleute betonten die Risiken, die mit einem sechsjährigen Planungszeitraum verbunden sind. Im Endeffekt stellte sich aber die Mehrheit in beiden Gruppen hinter den Vorschlag der Ausschüsse.

Das bedeutet für die Gemeinden und Kirchenkreise: Die Landeskirche wird ihren Konsolidierungskurs fortsetzen. Die gute Konjunkturlage erlaubt aber eine Atempause. Die Kürzungsvorgaben für die zentralen Bereiche werden für die beiden nächsten Haushaltsjahre (2015/2016) ausgesetzt. Für die Kirchenkreise und Gemeinden wird es ein vierjähriges Moratorium geben für die Jahre von 2017 bis 2020, also mit Beginn des nächsten Planungszeitraums. Gleichzeitig soll ein sechsjähriger Planungszeitraum erprobt werden, um die Planungsprozesse in den Kirchenkreisen zu verstetigen. Die Kehrseite ist, dass Überschüsse in den kommenden Jahren nicht mehr an die Kirchenkreise ausgeschüttet werden, sondern gehen in den Aufbau einer Risikorücklage, um die Verlängerung des Planungszeit-raumes abzufedern. Den weitergehenden Anträgen einiger Kirchenkreise, auch für 2021 und 2022 ein Moratorium einzuplanen, konnten sich die Ausschüsse nicht anschließen. Auch bei guter Konjunktur wird sich ab 2020 die Alterspyramide der Kirchenmitglieder auf die Kirchensteuereinnahmen auswirken. Die geburtenstarken Jahrgänge aus den 1950er Jahren treten den Ruhestand und fallen als Kirchensteuerzahler weg, während zu den neu ins Erwerbsleben eintretenden Jahrgängen viel weniger Kirchenmitglieder gehören.

Entscheidend ist, ob Gott eine Idee von uns hat

In seinem Bericht ging der Landesbischof auf die aktuelle Berichterstattung in den Medien über eine Religion ohne Christus ein. Dazu zitierte er Julian Barnes: „Man kann seine eigene Idee von Gott haben, aber entscheidend ist doch, ob Gott eine Idee von uns hat. Das zählt! … entscheidend ist, was er, sie, es denkt über Dich!“ Gerade der Glaube an einen persönlichen Gott wie Gott in Jesus Christus eröffne eine Weite, die keine atheistische Dimension erreicht. Der Landesbischof warnte davor, die rückläufigen Zahlen der Kirchenmitglieder zum Erfolgsmaßstab für das kirchliche Handeln zu machen.

Im Vordergrund der Arbeit stand auf der 2. Plenartagung die weitere Besetzung der Ausschüsse und zahlreicher weiterer Gremien vom Vergabefond Kirche/Diakonie bis zum Kuratoriums des evangeli-schen Schulwerkes sowie das Eintauchen in die Untiefen der synodalen Geschäftsordnung. Auch die ungewohnten Anreden mussten teilweise noch eingeübt werden, z.B. dass es nicht heißt „verehrter Herr Landespräsident“, womit der Bischof gemeint war. Eine Pause zum Atemholen war die Einla-dung von Familie Meister in den Garten der Bischofskanzlei, wo wir beim besten Eis Hannovers und Liedern unter Anleitung von Fritz Baltruweit einen Abend verbringen durften.

Abschied von Dr. Burghard Krause

Nach zwölf Jahren als Landessuperintendent, zunächst im Sprengel Göttingen und dann im Sprengel Hildesheim, wurde Dr. Burghard Krause aus der Synode verabschiedet. In seinen Abschiedsworten betonte der Landessuperintendent die Bedeutung des ökumenischen Miteinanders in missionarischer Perspektive. Er habe sich für eine missionarisch ausstrahlungskräftige Kirche eingesetzt und versucht, zu einer Heilung des erkrankten Missionsbegriffes beizutragen.

Ein besonders wichtiges Anliegen waren ihm die Glaubenskurse, zuletzt für die Mitarbeitenden im Kirchenamt Sulingen. „Christsein mutiert vom Erbe zur Wahl. Glaube wird zunehmend nicht mehr als „Muttersprache“ erfahren, sondern muss als „Fremdsprache“ neu gelernt werden.

Die Lernorte sind dafür rar. Die gegenwärtige Situation der Kirche beschrieb er als Karsamstag, also als Tag zwischen Karfreitag und Ostersonntag. Eine alte Gestalt von Kirche werde uns allmählich aus der Hand genommen, ohne dass die neue Form schon klar erkennbar sei. Für den vor uns liegenden „Weizenkornweg“ (Joh 12,24) wünschte er der Synode mit einem Wort von Fulbert Steffensky „Heiterkeit und Stolz auf die Arbeit, die uns zugemutet ist, gegen die Trauergeister, die uns gefangen halten und lähmen.“