Digitale Plenartagung

Nachricht Niedersachsen, 16. November 2020

Bericht von der III. Tagung der 26. Landessynode (November 2020)

Auch wenn die III. Plenartagung der 26. Landessynode vom 24. bis 27. November 2020 als rein digitale Tagung stattfand, orientierte sich der Ablauf mit dem Ineinandergreifen von Plenum, Ausschuss- und Gruppensitzungen am gewohnten Schema. Selbst das Feierabendbier bzw. -weinglas
mit Smalltalk konnte über Zoom genossen werden.

 

Bischofsbericht

In seinem Bericht hat Landesbischof Ralf Meister die Coronazeit mit den Exil- und Wüstenzeiten
des Volkes Israel verglichen. „Die Coronakrise hat uns vertrieben aus einer gewohnten Welt“, so
Meister. Und damit meine er mit Blick auf die zeitweise geschlossenen Kirchen nicht nur die äußeren Räume, sondern vor allem auch die „inneren Orte“ des Gewohnten und Vertrauten. Solche Exilzeiten seien immer Zeiten „empfundener Gottesferne“ gewesen.
Meister betonte, wie viel tatsächlich in kürzester Zeit im Frühjahr entstanden sei, und dankte ausdrücklich allen Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen „für ihren unermüdlichen
Dienst.“ Als Grundrichtungen künftigen Handelns nannte er die Begriffe
missionarisch, ökumenisch, nachhaltig.
 

irgendwas mit Haushalt/Finanzen

Der Doppelhaushalt für die Jahre 2021 und 2022 ist, bedingt durch die Coronapandemie und deren wirtschaftlichen Auswirkungen, in nahezu allen Bereich, auf landeskirchlicher Ebene und für die Kirchenkreisen und Kirchengemeinden, ein „schmaler Haushalt“. Für die Gesamtzuweisung an die Kirchenkreise ist - wie bereits seit langem bekannt und eingeplant - eine Kürzung von 1,5% pro Jahr vorgesehen. Zusätzlich erfolgt eine einmalige Kürzung in Höhe von 2 Mio. € in Jahr 2021 zusätzlich als Solidarbeitrag der Kirchenkreise zu den allgemein Corona-bedingten Einsparungen
im Haushalt. Mit dieser Kürzung hat es sich die Synode nicht leicht gemacht. Aber es war das Ziel, das Defizit im Jahr 2021 auf eine beherrschbare Größenordnung zu drücken.
Trotz aller Kürzungen ist der Haushalt vom Bemühen geprägt, auch Akzepte zu setzen. So sind eine Mio. € vorgesehen für Projekte in den Kirchenkreisen und Gemeinden für das Projekt
„Vielfältige
Formen von Jugendarbeit stärken
. Die erneute Bereitstellung von Mitteln zu energetischen Ertüchtigung von Gebäuden (Energiemittel) ermöglicht es, die notwendige Senkung des Energieverbrauchs und und der CO2-Emissionen weiter voran zu treiben. Ein Förderschwerpunkt der kommenden Jahre soll die schrittweise Umstellung der Wärmeerzeugung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien sein.
Lange umstritten war, ob für das Jahr 2022 Mittel zur Fortsetzung der Förderung von Projekten zur Begleitung Geflüchteter in den Ländern des globalen Südens eingestellt werden sollten. 2013 hatte die Landessynode die Unterstützung solcher Projekte beschlossen und das Evangelisch-Lutherische Missionswerk in Hermannsburg mit der Durchführung beauftragt. In Zusammenarbeit vor allem mit südafrikanischen und äthiopischen Partnerkirchen sind eine Reihe vorbildhafter Projekte entstanden. Für eine Fortsetzung hatten sich vor allem der zuständige Ausschuss und die LVK-Synodalgruppe stark gemacht. In Aufnahme des Impulses aus dem Bischofsbericht konnte sich der Finanzausschuss schließlich auf die Bereitstellung von
400.000 € für Projekte zur Begleitung Geflüchteter im Jahr 2022 einigen.
 

Planungszeitraum

Die Landessynode beschloss die Leitentscheidungen für den nächsten Planungszeitraum: Er wird sechs Jahre von 2023 bis 2028 dauern. In diesem Zeitraum werden die Zuweisungen an die Kirchenkreise jährlich um 2% gekürzt. Auf Grund der Entwicklung der Mitgliederzahlen werden für einzelne Kirchenkreise auch höhere Einsparvorgaben entstehen. Kirchenkreise mit besonders hohem Mitgliederverlust bzw. demographischen oder geographischen Extremlagen erhalten zusätzliche Mittel aus einem Strukturausgleichsfonds.
 

Raum für Diskussionen

Kontrovers diskutiert wurde die Forderung, bei Jugendfreizeiten künftig nicht nur regionale und saisonale Produkte, sondern auch Bio-Produkte zu fördern. Frau Lührs, Bäuerin aus dem Kirchenkreis
Grafschaft Diepholz, wies darauf hin, dass „Bio“ nicht gleichbedeutend mit „nachhaltig“ sei und dass die Kirche die gesellschaftliche
Frontstellung gegenüber der konventionellen Landwirtschaft nicht verstärken, sondern an deren Überwindung arbeiten solle. Alle Formen landwirtschaftlicher Produktion stünden vor der Herausforderung eines ständigen Wandels. Ihre Position erhielt Unterstützung von anderen Synodalen aus der Landwirtschaft bzw. dem ländlichen Bereich. Es wurde schmerzhaft deutlich, dass neben vielen anderen Dingen auch der 2019 von der Landessynode angeregte Agrardialog durch die Corona-Pandemie zum Stillstand gekommen ist.
 

Berichte der Ausschüsse

Regionalzentren Kirchenmusik mit Schwerpunkt Pop (Aktenstück Nr. 27)
Die Landessynode hat in dieser Tagung die Stärkung des Bereichs Popular-Kirchenmusik auch in der Fläche unterstützt. Im Rahmen der Beratungen zur Frage der Qualität ehrenamtlicher Kirchenmusik befürwortet die Synode den Antrag des Ausschusses zur Einrichtung von Regionalzentren
für Kirchenmusik mit Schwerpunkt Popularmusik
. Entsprechende Mittel wurden dazu in den Haushalt der kommenden zwei Jahre eingestellt. Sie können freigegeben werden, sobald erste konkrete Konzepte zur Umsetzung vorliegen.
Das Grund-Konzept sieht vor, in jedem der sechs Sprengel ein Regionalzentrum Kirchenmusik mit dem Schwerpunkt Pop zu gründen. Die Personalkosten für eine volle Kirchenmusik-Stelle (Bachelor Popularkirchenmusik) werden darin zu einem Viertel von der Landeskirche und zu Drei-Viertel
von Kirchenkreisen des jeweiligen Sprengels getragen. Geeignete Räumlichkeiten für Band- und Chorproben müssten vor Ort gesucht werden. Zur Ausstattung gehören weiterhin ein 25 %
Sekretariatsanteil und ein Budget über rund 10.000 Euro für Sachkosten.
Erweiterte Gottesdienstformate brauchen ein erweitertes musikalisches Spektrum, neue Lieder brauchen andere Klangfarben. Die Regionalzentren können dazu kirchenmusikalischen Standards setzen und den Bereich der Popularmusik als Teil einer vielfältigen und zeitgemäßen Kirchenmusik
weiter zur Geltung bringen
Wir hoffen, dass die Kirchenkreise dies auf den Weg bringen.


Kulturarbeit in Kirchen – Kulturkirchen (Aktenstück Nr. 26)
Die Landessynode hat zudem die Förderung der Kulturkirchenarbeit (über den aktuellen Planungszeitraum hinaus) für weitere vier Jahre sichergestellt, indem sie sich für die Fortführung des entsprechenden Förderprogramms ausgesprochen hat.
Die erfolgreiche Arbeit der Kulturkirchen hat Vertrauen zu nichtkirchlichen Kulturtragenden und Künstler*innen geschaffen. Will die Landeskirche auch künftig offen sein für neue Formen und ihre Präsenz außerhalb traditioneller Orte und Räume fördern, darf nicht auf die Möglichkeiten der Kulturkirchen verzichtet werden. Kulturkirchen sind als Kirchen zwar Teil des eigenen Traditionsbestands. Sie werden Dank der Öffnung für Kultur, Kunst, Literatur und Tanz aber auf völlig neue Weise öffentlich wahrgenommen und erschlossen. Mit zeitgenössischer Kunst und Kultur und Literatur ins Gespräch gebracht, schärfen und profilieren wir auch unseren christlichen Glauben. So sollen zukünftig die qualitativ hochstehenden Förderstandards beibehalten und die Fördersummen auf angemessenem Niveau bereitgestellt werden.
In der anschließenden
Aussprache diskutierten die Synodalen die Frage, wie befristete Projekte in eine grundständige Finanzierung überführt werden könnten. Gerade der Umgang mit gelingenden Projekten ist noch ungeklärt und damit die Frage, wie diese in vorhandene oder neu zu schaffende Finanzierungskreisläufe eingegliedert werden können.
Darüber nachzudenken und möglichst klare Kriterien zu entwickeln, ist bleibende Aufgabe der Synode und des geplanten Zukunftsprozesses. Dazu gehört auch, dass eine systematische Finanzierung zur Ermöglichung neuer Gemeindeformen, wie sie in der Verfassung festgehalten sind, entwickelt werden muss.

 

Anpassung des Mitarbeitervertretungsgesetzes: Das Mitarbeitervertretungsgesetz wurde auf EKD-Ebene geändert mit dem Ziel die Bildung der Mitarbeitervertretung zu erleichtern. Diese Änderungen wurden von der Landessynode beraten und rückwirkend zum 1. November übernommen.Damit kommen sie schon im Frühjahr zur Anwendung kommen.
Das Landeskirchenamt wird beauftragt einen Vorschlag für
standardisierte EDV-Anwendungen für den Bereich der Landeskirche zu entwickeln mit dem Ziel, dass diese dann von haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden genutzt werden.
Die Synode hat ein Gesetz zur Erprobung
neuer Modelle für die Personalentwicklung in der kirchlichen Verwaltung beschlossen. Die Anregung kam aus den Kirchenkreisen und dem Landeskirchenamt, im Wesentlichen findet ein Kompetenzmodell Berücksichtigung.
 

Die Synode war stark geprägt von den Haushaltsberatungen. Es ist gelungen durch die Mithilfe Vieler gruppenübergreifend noch Mittel für die Begleitung Geflüchteter im globalen Süden in den Haushalt einzustellen. Ein schöner Erfolg synodaler Arbeit.
Ein beeindruckender Bericht aus dem LKA, was die Corona-Pandemie für die Länder und Kirchen des globalen Südens bedeutet und wie wichtig eine Unterstützung dort ist wird uns weiter beschäftigen. Und der Bericht zu den Friedensorten mit einer Verstetigung der Mittel für die Friedensarbeit
fand breite Zustimmung.
Abschließend aufgreifen möchte ich einen Satz aus dem Bischofsbericht:

Grundrichtungen künftigen Handelns: Missionarisch, ökumenisch, nachhaltig.
 

Der Diakonieausschuss hatte während der III Tagung der 26. Landessynode kein explizites Thema bzw. Aktenstück eingebracht oder begleitet. Im Bericht des Landesbischofs Ralf Meister am wurde eine Passage dem Positionspapier der Diakonie in Niedersachsen behandelt,
„Niedersachsen - sozial und gemeinsam“. Dieses Positionspapier wird der Diakonieausschuss in seinen Beratungen in den kommenden Monaten, neben den anderen Themen, aufgreifen und begleiten. Inhaltlich wird sich in diesem Positionspapier mit den sozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie auseinandergesetzt. Das Thema wird uns gesellschaftlich im Jahr 2021 begleiten. Anzeichen von soziale Auswirkungen dieser Pandemie wurden bereits in diesem Jahr „wie unter einem Brennglas“ deutlich. Es bleibt eine Herausforderung für das gemeindliche Handeln, dass niemand durch diese Krise abgehängt wird.
 

Die Jugend kam während dieser Synode immer wieder in den Blick. So hat Landesbischof Meister in seinem Bericht besonders auf die prekäre Lage vieler Kinder und Jugendlicher durch die CoronaPandemie hingewiesen. Zugleich hat er der Evangelischen Jugend und den vielen Ehren- und
Hauptamtlichen in den Gemeinden gedankt, die gerade in den letzten Monaten digitale Angebote für Kinder und Jugendliche sowie neue Begegnungsräume für diese geschaffen haben.
Besonders erfreulich ist die erhöhte Förderung der Jugendarbeit trotz eines Sparhaushaltes für die Jahre 2021 und 2022. Für das
Projekt „Vielfältige Formen von Jugendarbeit stärken“ soll die Jugendarbeit in den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen im Jahr 2022 mit einer Million Euro
gefördert werden! Was wie gefördert wird, soll mit Jugendlichen selbst erarbeitet werden.
 

Vom Zaungespräch zum WorldWideWeb - Landeskirchliche Medienarbeit in der CORONA Pandemie.
In den vergangenen Monaten ist der Wunsch nach Kommunikation über alle Ventile der landeskirchlichen Medienarbeit deutlich gewachsen. Die Analysen der Evangelischen Medienarbeit EMA und vielfältigen Anfragen der Medienvertreterinnen und -Vertreter dokumentieren das eindrucksvoll. Die Landeskirche war präsent in der schwierigen Zeit, auf gewohntem Terrain, im direkten Gespräch in den Gemeinden und auch digital in den Sozialen Medien. Beständig gut und erfrischend anders mit ganz neuen Formaten und Formen. Der Dank gilt hier dem Einfallsreichtum der örtlichen Gemeinden und der zentralen Medienarbeit der Landeskirche. Gemeinsam haben die unterschiedlichen Einrichtungen in dieser neue Situation deutlich gemacht, dass Kirche was zu sagen hat und gehört eben auch wird. Deutlich ist aber auch geworden, dass es weitere, engagierte Anstrengungen in der Medienarbeit der evangelisch lutherischen Landeskirche Hannovers braucht. Im Bereich der Digitalisierung, im Rahmen der medialen Qualifizierung der kirchlichen Einrichtungen
und ihrer Mitarbeitenden. Hauptamtlich und ehrenamtlich. Aber auch im Setzen von Themen, in der zielgruppenspezifischen Ansprachen, in der internen Kommunikation, inklusive der dafür nötigen technischen Ausstattung und in der Weiterentwicklung der medialen Angebote.


Die Landessynode dankt für die geleistete Arbeit und stärkt das Engagement der Landeskirchlichen Medienarbeit und seiner Einrichtungen.
 

Mit den Beschlüssen der III. Tagung zur Umsetzung des Klimaschutzgesetzes der Landeskirche wurde ein weiterer Schritt hin zu einer klimafairen Kirche getan.
Die erneute Bereitstellung von Mitteln zu energetischen Ertüchtigung von Gebäuden (Energiemittel) ermöglicht es, die notwendige Senkung des Energieverbrauchs und der CO
2-Emissionen weiter
voran zu treiben. Ein Förderschwerpunkt der kommenden Jahre soll die schrittweise
Umstellung der Wärmeerzeugung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien sein. Auch das Gebäudemanagement in den Kirchenkreisen wird mit Blick auf das dringend gebotene Energiemanagement noch einmal für zwei Jahre gefördert.
Mit einem
Förderprogramm für nachhaltige Kinder- und Jugendfreizeiten soll außerdem ein Impuls gegeben werden, sich mit Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes in der Praxis auseinander zu setzen. Es ist ein Projekt von Jugendlichen für Jugendliche. Die Landesjugendkammer war Ideengeber und hat mit ihrer Checklist "Green Events Hannover" Anregungen für die Umsetzung zusammengetragen.